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Der Bayerische Finanzminister schreibt in einer Broschüre "Starkes
Bayern - starke Kommunen", daß im Jahre 1998 die Kommunen Bayerns
12,6 Prozent mehr Steuern eingenommen haben. Er schreibt weiter, daß
im Jahre 1998 zum ersten Mal nach neun Jahren die Kommunen wieder mit
den Einnahmen ihre Ausgaben decken konnten. Quelle: "Starkes Bayern
- starke Kommunen", Bayerisches Staatsministe-rium der Finanzen,
Referat Presse und Öffentlichkeitsarbeit, Odeonsplatz 4, 80539 München.
Warum gilt dies nicht für unsere Stadt? Sie muß mittlerweile
um die laufenden Aus-gaben zu decken, darunter auch Zinsen für aufgenommene
Kredite, neue Kredite aufnehmen. Ein im Grunde genommen nicht haltbarer
Vorgang, der auch in der nächsten Zeit kein Ende finden dürfte.
Woran liegt es wohl? Würzburg leistete sich in durchaus guter Absicht
eine Schullandschaft, die den Freistaat Bayern viele Auf-gaben abnahm.
Für die ganze Region wurden weiterbildende Schulen vorgehalten, die
letztlich zu einem Nettodefizit von 20 Mio DM führten. Eine Stadt
von der sozio-ökonomischen Struktur Würzburgs als Universitäts-,
Schul- und Verwaltungsstadt war, ist und bleibt - wenn sich nichts ändert
- im Finanzsystem unserer Bundesre-publik immer benachteiligt. Solange
die Gewerbesteuer eine Haupteinnahmequelle für die Kommunen ist,
wird Würzburg seine Nachteile haben. Wie der Kämmerer erklärte,
zahlen von den 5.500 Gewerbebetrieben Würzburgs etwa 200 Gewerbe-steuern
und davon 10 bis 12 Prozent 90 Prozent. Bricht ein Gewerbesteuerzahler
weg, ist das Finanzloch vorprogrammiert.
Das in den 70er-Jahren entstandene Landesentwicklungsprogramm Bayern,
das auch für den Finanzausgleich innerhalb des Freistaates wesentliche
Fakten gesetzt hat, geht von gleichwertigen Lebensverhältnissen in
allen Gebieten des Freistaates aus. Mittlerweile hat es gerade im Falle
Würzburg dazu geführt, daß die Kernstadt in Relation zu
den umliegenden Städten und Gemeinden weit schlechter behandelt wird
als diese. Zieht man einen Kreis von 10 km um das Würzburger Rathaus
woh-nen außerhalb der Stadtgrenzen ca. 80.000 Menschen. Diese haben
alle Vorteile der Stadt, aber nicht ihre Lasten. Ein Zeichen dafür,
daß die Gebietsreform der 70er-Jahre nur unvollkommen war. Würzburg
hält besonders auch für diese Menschen Schulen, Arbeitsplätze
(über 50.000), kulturelle Einrichtungen (Stadttheater), öffent-lichen
Personennahverkehr und noch vieles andere mehr vor und erhält hierfür
kei-ne oder nicht kostendeckende Leistungen.
Solange die hier kurz skizzierten Probleme nicht ausgeräumt sind,
wird Würzburg auch in Zukunft in immer schwierigeren Finanznöten
bleiben. Was ist zu tun?
Erstens, der Bund sollte die Gewerbesteuer entweder abschaffen (sie ist
so und so mittlerweile systemfremd) oder sie in seinen allgemeinen Steuertopf
nehmen und den Kommunen Anteile an Einkommenssteuer, Umsatzsteuer und
auch Kfz-Steuer im größeren Maße zugestehen.
Zweitens, das Land Bayern müßte über sein Landesentwicklungsprogramm
seinen interkommunalen Finanzausgleich so ändern, daß auch
Städte mit der sozioökono-mischen Struktur unseres Würzburgs
wieder ihre Ausgaben mit eigenen Einnahmen decken können.
Drittens, das Stadt-Umland-Problem muß nicht unbedingt durch Eingemeindungen
gelöst werden, sondern kann mit sanfter Hilfe des Staates über
entsprechende Zweckverbände angegangen werden. Hier allerdings auf
Freiwilligkeit zu hoffen wä-re müßig, denn wer gibt schon
etwas, was er nicht muß, gerne ab. Ansprechpartner darf dabei auch
nicht unbedingt der Landkreis sein, sondern die im engeren Umfeld ansässigen
Kommunen.
Den Gebietskörperschaften, den Kommunen in der Region muß endgültig
klar wer-den, daß wir in einem Boot sitzen und daß nur in
Zusammenarbeit auf allen Gebie-ten vom Abwasser über das Theater,
Gewerbegebiete, Schulen wir nur gemeinsam etwas erreichen können.
Wenn wir das nicht tun, wird die Entwicklung nicht nur an der Stadt Würzburg,
sondern auch am Umland vorbeigehen. Daran sollten sich alle messen lassen.
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